Berichte        

 

 

Warum fotografieren Sie Frau Schwöbel?                        Artikel aus Der kleine Georg

 

In einem Schwedenurlaub, mit Zelt so richtig in der Natur, hatte man die Muße, sich mit Dingen zu beschäftigen, zu denen man sonst nicht kam. Kurz, mein Mann hatte eine, damals noch analoge sehr gute EOS Canon 100 mit einem 75- 300mm Teleobjektiv. Mich faszinierte damals, sich die Welt einfach so heranholen zu können. Die Reise durch unsere Wiese am Boden liegend mit einer 400 Festbrennweite, einfach genial. Welch wunderbare Welten tun sich da auf. Da hatte ich Blut geleckt und begann zunehmend zu fotografieren.

Zur Pferdefotografie kamen wir durch unsere Pferde und die ehrenamtliche Presse- und Jungzüchterarbeit im Ponyverband Hannover. Für die Berichterstattungen waren ja Bilder nötig und mich ärgerten damals die seltsamen Fotos von Shetlandponys—sie wurden immer von oben fotografiert und sahen aus wie platte Schildkröten. Begib dich auf die Ebene mit dem Pferd, das hieß auf die Knie und schon sahen besonders die Classicponys sehr edel aus.

Damals war ja noch alles analog, man musste also sehr genau überlegen, was man tat—denn ein Film hatte maximal 36 Bilder. Auch Fotowettbewerbe haben meinen Ehrgeiz, besser zu werden angestachelt, denn von Anfang an wollte ich ja nicht einfach nur abbilden, sondern das Foto sollte tatsächlich eine Aussage haben. So gewann ich mit dem Bild unseres Fohlens Firlefanz mit unserem Hund Freya bei der „Freizeit im Sattel“ ( FS) einen Fotowettbewerb, bei dem es um Pferdeverhalten ging. Und besonders stolz, auch heute noch, bin ich darauf, dass Klaus Zeeb ( Pferdeverhaltenspapst) mein Bild ausgewählt hatte.

In der nächsten Ausgabe der FS kam ein weiteres Bild und das wurde honoriert. Das war einfach genial, konnte ich doch damit meine Jungzüchterarbeit finanzieren. Ich bot meine, schwerpunktmäßig Ponybilder allen gängigen Printmedien an und war tatsächlich schwups dort überall im Archiv und mit zahlreichen Veröffentlichungen dabei. Mit der FS, der Pegasus, einigen arabischen Publikationen und Kalendern habe ich jahrelang zusammengearbeitet. Auch als Fachautor war ich in den Jahren sehr aktiv.

Eigentlich bin ich mehr der Autodidakt, die Technik interessiert mich weniger ( natürlich muss ich auch da einiges wissen), für mich zählt immer das Bild. In der Anfangszeit faszinierten mich besonders die Schulterblicke, die Bernd Eylers so meisterlich in Szene setzte, die Art mit Licht zu spielen eines Jacques Toffi und die gute handwerkliche Arbeit in der Zuchtfotografie eines Werner Ernst. Als letzterer mich eines Abends in der Verdener Halle mit „ Guten Abend Frau Kollegin“ begrüßte, war ich mächtig stolz.

2006 änderte sich dann einiges, auch ich wurde „digital“, allerdings gleich mit einer Vollformatkamera, denn ich wollte nach wie vor fotografieren und nicht knipsen.

Nach und nach veränderte sich mein Fotoschwerpunkt, ich war mehr im niedersächsischen Zuchtbereich unterwegs. Mein eigentlicher Beruf ließ mir zunehmend weniger Zeit.

Gerade die Arbeit mit Hengsten, wie Quaterback oder Lauries Crusador xx machte mir viel Freude und es war spannend sie alle näher kennenzulernen. Denn wie gesagt, ich möchte das Pferd nicht einfach nur abbilden und per Photoshop in einen glänzenden Einheitsmatsch zurecht trimmen. Mir geht es mehr darum, die Persönlichkeit eines Pferdes einzufangen und darzustellen. Daher habe ich mir immer sehr viel Zeit gelassen, jeden Hengst und auch jedes andere Pferd mit seinen unterschiedlichen Charakterzügen kennenzulernen. Wie in Neustadt/Dosse bei den Herden zu sitzen, abzuwarten was sich ergibt, Teil von ihnen zu werden, das sind Momente, die mich immer wieder mit tiefer Zufriedenheit erfüllen.

Sicher werden auch bei mir Bilder ein wenig nachbearbeitet, da reicht aber eigentlich schon ein wenig Schärfenachführung, Kontrastveränderung oder die Fliege an der Nase zu retuschieren. Vieles habe ich bereits in der Voreinstellung der Kamera beim Shooting berücksichtigt. Und wenn es gezielte Bilder sein sollen, so überlege ich im Vorherein, sie zu „komponieren“. Schon eine kleine Positionsveränderung erspart hinterher Arbeit. Inspiration hole ich mir ab und zu in Workshops mit Gabriele Boiselle und ein Mal im Jahr trainieren wir in einer kleinen Gruppe mit Jacques Toffi.

Eine meiner „Spezialitäten“ war die Eventfotografie. Da war ich unter anderem viele Jahre der Fotograf des Traditonsfahrturniers CIAT in Celle.

Corona hat im letzten Jahr auch für mich einiges verändert und ich war sehr froh, die Fotografie nie zu meinem Beruf gemacht zu haben. Im Augenblick bin ich eher in Einzelshootings unterwegs und probiere mich in der Macro und Landschaftsfotografie aus.

Fotografie ist eine Möglichkeit, Momente für die Ewigkeit festzuhalten, den Blick zu schulen, für den besonderen Augenblick. Und das macht, neben meiner Begeisterung für Pferde und Tiere allgemein für mich die Faszination der Fotografie aus.

 




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